Einige zwischen Dresden und
Meissen und im Erzgebirge werden vielleicht auch schon auf den Gedanken
gekommen sein: R. und ich hätten im Jahr 2010 Silberhochzeit gehabt. Nun, ich
will hier keine Abrechnung und erst recht nicht jemanden alleine die Schuld
zuweisen. Aber so eine Art Nachbehandlung, noch mal über alles mit ihr reden
was gewesen ist, hätte ich schon gern gehabt.
Auch soll hier nicht der
Eindruck entstehen, es gäbe meinerseits noch den Wunsch alles wieder rückgängig
machen zu wollen, nur wie gesagt, ein paar Antworten hätte ich schon noch ganz
gern.
Damals zu unserer Hochzeit
vor dem Traualtar in Annaberg, die dabei waren werden sich erinnern, hab ich
Rotz und Wasser geheult vor Freude darüber, das Gott seine Zusage an mich, Frau
und Kinder zu haben, eingelöst hat. Ich danke meinem Herrn noch heute dafür,
das er mich dieses Glück hat erleben lassen.
Danach sind wir dann
„offiziell“ bei meinen Eltern eingezogen. Wir sollten ja, wie es geplant war,
die Bäckerei meiner Eltern übernehmen. Und niemand ahnte damals, dass genau
dieses zusammen mit meinen Eltern unter einem Dach wohnen, sich mit der Zeit zu
solch einem Dilemma ausweiten würde, was es dann später auch war. Und wenn’s
einer ahnte, dann hat er’s nicht gesagt oder ich wollte es nicht hören.
Doch gute Zeiten gab es auch.
Unser erster gemeinsamer Urlaub nach der Hochzeit auf Usedom war der Hammer.
Wie auch die Geburt unserer beiden Mädchen. Da war sie wieder, die Freude über
die in Erfüllung gegangen Zusagen Gottes. Ich kann mich noch sehr gut erinnern,
wie ich singend, jubelnd und vor Freude schreiend in meinem Trabbi vom
Diakonissenkrankenhaus in Dresden nach Hause gefahren bin. Oder auch wie unsere
Kinder von ihrem Opa Jürgen getauft wurden und wir sie für den Rest ihres
Lebens in Gottes Hände legen durften.
Aber auch harte Einschnitte
in den ersten Jahren unserer Ehe gab es. Als unsere noch nicht mal zwei Jahre
alte Franziska ins viel zu heiße Badewasser fiel und ihr noch junges Leben am
seiden Faden hing. Nur dank ärztlicher Kunst und Gottes endloser Gnade hatten
wir Franzi nach fünf Wochen Krankenhaus wieder Daheim. Aus meiner heutigen
Sicht, hat dieses Ereignis und die unmittelbare Zeit danach bleibenden Schaden
in unserer Ehe hinterlassen. Ich war es, der nicht redete, denn ich habe mir
die Schuld für Franzis Leiden gegeben. R. war die ganze Zeit für mich da und
ich hab es nicht bemerkt. Vielleicht war das ja mit ein Grund dafür, dass sie
dann anfing, sich einem anderen Mann zu zuwenden. Schon irgendwie komisch, dass
genau diesen Mann, ich lange Zeit meinen besten Freund nannte. Manchmal werden
einem erst viele Jahre später die Augen geöffnet und man erfährt Dinge, die man
früher nicht war haben wollte. Einige Jahre bestimmte diese Freundschaft zu den
Dresdnern fast unseren gesamten Alltag. Wir verbrachten die Wochenenden
zusammen, fuhren gemeinsam in den Urlaub und manchmal arbeiteten wir sogar
zusammen.
Doch auch diese Freundschaft
hatte ihre Höhen und Tiefen und letztlich wurde unser Alltag in Gauernitz und
das in einem Haus wohnen mit meinen Eltern immer unerträglicher. Und nachdem
der erste Anlauf 1989 Gauernitz zu verlassen gescheitert war, vielleicht auch,
weil ich es selber nicht so recht wollte, entschloss ich mich nun, sechs Jahre
später, nach Kleve zu ziehen.
Ich war damals so
verzweifelt, dass ich auch allein gegangen wäre.
Doch R. und die Mädchen kamen
mit und so hatten wir eine Chance in unserer Ehe neu anzufangen.
In Kleve waren dann auch alle
äußeren Umstände optimal. Wir beide hatten Arbeit, eine gute Wohnung und
unseren beiden Mädchen viel der Neuanfang auch nicht schwer. Dieser gelungene
Start in Kleve ließ die Hoffnung auf gute Zeiten und die Liebe zu R. in mir
wieder stärker werden. Doch nach etwa zwei Jahren musste ich erneut erfahren,
dass es Menschen sind, die enttäuschen und nicht Gott. Ob es nun mit meiner
Arbeit zu tun hatte oder andere Gründe vorhanden waren, weiß ich nicht, doch
mehr oder weniger durch Zufall erfuhr ich, dass sich meine Frau wieder mit
einem anderen Mann traf. Und wieder verzeihte ich ihr und dachte: “Wir bekommen
das schon hin.“
Es folgte der Umzug nach
Kleve/Rindern, unsere Mädchen machten ihren Weg mit mehr oder weniger Lust in
der Schule und auch arbeitsmäßig lief bei uns alles bestens. Doch irgendwann
hielt auch in unserem Haus das Internet Einzug und mit ihm die langen Stunden
des Chattens. Aus meiner heutigen Sicht machten wir beide uns schuldig,
dadurch, dass wir uns zu sehr auf neue Bekanntschaften einließen, als uns um
den Menschen zu kümmern, dem wir unsere Liebe versprochen hatten. Neue Hoffnung
keimte auf, als wir anfingen miteinander zu sprechen. Über alles was sich
aufgestaut hatte. Manchmal Nächte lang. Bis der Tag kam, an dem R. mir sagte,
dass sie sich für einen anderen Mann entschieden hat.
Ich kann es auch heute noch
nicht genau abschätzen wie sehr unsere Mädchen unter dieser Trennung litten und
bis heute noch leiden, doch es gab dabei keine Schlammschlacht und auch keinen
Rosenkrieg. Anne zog aus eigenem Willen mit zu mir und Franzi lebt bis heute
bei Ihrer Mutter.
R. hat wieder geheiratet und
ist noch mal Mutter geworden und ich bin bis heute noch Single.
Die Dinge ändern sich in
unserem Leben. Auch die, von denen wir glaubten sie fest zu haben, doch eins
hab ich auch in all diesen Jahren bis heute erfahren:
GOTTES LIEBE ZU UNS ÄNDERT
SICH NIE.